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Grindal (Enchytraeus buchholzi)

Grindal (Enchytraeus buchholzi) sind bis zu 10 mm lange, weiße Würmer, die zur Gattung der Wenigborster gehören, ebenso wie Regenwürmer. Sie sind leicht zu kultivieren und ein gutes Zusatzfutter für Zierfische. Gerade bei der Aufzucht von Jungfischen bieten sie diesen genügend Protein, um ein gesundes Wachstum zu gewährleisten.

Man sollte jedoch beachten, daß eine zu reichliche oder ausschliessliche Fütterung mit Grindal zu Verfettung der Fische führen kann. Es sollte immer sparsam damit umgegangen und abwechselnd mit Schalentieren (Artemianauplien, Zyklops, kleine Daphnien) gefüttert werden. Letztere sorgen für ausreichend Ballaststoffe und verhindern so eine Überfettung.

 

Ich habe im Laufe der Jahre diverse Substrate ausprobiert. Die meist populierte Haltung auf reinem Seramis stellte mich nicht wirklich zufrieden. Die Ansätze fangen sehr schnell an, fürchterlich nach Ammoniak zu stinken, man muss sie häufig auswaschen. Ausserdem ist es schwierig, den richtigen Feuchtigkeitsgehalt zu treffen. Entweder sind sie zu nass, was zu Milbenbildung führt (und zu dem erbärmlichen Gestank), oder zu trocken, so daß die Zucht nicht richtig läuft.

 

Irgendwann bin ich über Seramis Orchideensubstrat gestolpert. Dieses besteht aus einer Mischung von sehr groben Seramiskörnern und Rindenmulch. Wie erstaunt war ich, als eine frisch angesetzte Kultur innerhalb von drei Tagen zur vollen Stärke anlief! Die Feuchtigkeitsregulierung ist kein großes Problem mehr, denn das Holz nimmt die Feuchtigkeit tief in sich auf und gibt sie durch Verdunstung wieder ab. Selbst, wenn man so einen Ansatz mal eine Woche lang vergisst, macht ihm das nichts mehr aus. Die Würmer ernähren sich vom Holz, die Restfeuchtigkeit im Holz garantiert ein Überleben ausreichender Anzahl und wenn man beginnt, den Ansatz wieder zu füttern und anzufeuchten, ist er innerhalb von ein bis zwei Tagen wieder auf voller Stärke.

Auch der Gestank ist nur noch halb so schlimm. Das Holz absorbiert viel von den Ausscheidungen der Würmer, so daß man nicht mehr von einer Ammoniakwolke getroffen wird, wenn man das Glas vom Substrat nimmt.

Die Standzeit eines solchen Ansatzes liegt zwischen 3 und 6 Monaten. Dann sollte man ihn gut spülen und die abgespülten Würmer wieder auf das Substrat geben. Ich wechsle nach einem Jahr das komplette Substrat.

 

Die Einzelheiten zu einem Ansatz


Benötigt wird:
Eine flache Plastikbox
Eine passend zugeschnittene Glasscheibe
Substrat (1 kleine Tüte Seramis Orchideensubstrat)
Eine Damenstrumpfhose (möglichst blickdicht, aber eine normale tut es auch)
Schmelzflocken (gemahlen oder im Mörser zerkleinert)
Eine Blumenspritze

Grindal Ansatz Das Orchideensubstrat gut durchwaschen, bis das ablaufende Wasser klar ist.
Dann gut abtropfen lassen.
Grindal (aus einem laufenden Ansatz ausgewaschen) auf der Oberfläche etwas verteilen.
Die Stellen, an denen sich Grindal befinden, ganz leicht mit Haferflocken bestreuen.
Die Glasplatte auflegen.
Den Strumpf über den Behälter ziehen.
Grindal Fütterung Der Ansatz wird, je nachdem, wie oft man entnehmen möchte, täglich ein- bis zweimal mit fein gemahlenen Schmelzflocken gefüttert.
Die Flocken werden nur ganz dünn aufgestreut und mit der Blumenspritze wenig angefeuchtet.
Man sollte den Ansatz nicht zu stark anfeuchten. Läuft der Ansatz sehr gut, können sich darin Walterwürmer bilden. Bei hoher Feuchtigkeit vermehren diese sich so stark, daß sie eine ernstzunehmende Nahrungskonkurrenz für die Grindal bilden. Der Ertrag wird dann immer geringer.
Auch Milben lassen sich mit weniger Feuchtigkeit vermeiden. Sollten sich dennoch einmal welche bilden, hilft es, den Ansatz für ein paar Tage weder zu füttern noch anzufeuchten. Bei der neuerlichen Inbetriebnahme sollte man dann mit Feuchtigkeit sehr sparsam umgehen.

Grindal Abdeckscheibe

Dann wird die Scheibe locker aufgelegt. Man sollte darauf achten, daß die Oberfläche des Substrates geglättet ist. Je glatter die Scheibe auf dem gesamten Substrat aufliegt, umso besser und gleichmässiger haften die Würmer an der Scheibe.
Abdeckung Grindalansatz

Viele decken ihre Ansätze mit einem Deckel ab. Ich habe festgestellt, daß auch dies kontraproduktiv ist. Es ist besser, eine Glasplatte zuschneiden zu lassen, die so ziemlich die gesamte Fläche der Schale abdeckt (z.B. bei Hornbach in der Bilderabteilung kann man sich Glasplatten auf Maß zuschneiden lassen) und die Schale dann nur mit einer blickdichten Strumpfhose vor Fruchtfliegen, Fliegen und ähnlichem Getier zu schützen. So reguliert sich die Feuchtigkeit und es bildet sich so gut wie kein Schimmel.

Am Anfang, wenn noch wenige Würmer im Ansatz sind, kann es am Rand zu leichter Schimmelbildung kommen. Das gibt sich aber, wenn der Ansatz richtig läuft, die Würmer fressen das dann alles weg.

 
Entnahme der Würmer:

Grindal sammeln sich sehr gut an der aufgelegten Glasscheibe. Ich setze zur Entnahme die Scheibe senkrecht auf eine Schüssel und spüle die Würmer unter dem Wasserhahn ab. Die Schüssel mit den gesammelten Würmern wird mit frischem Wasser komplett aufgefüllt und ca. 1 Minute stehen gelassen. In der Zeit sammeln sich die Würmer am Boden der Schüssel und das Wasser mit Resten des Futterbreis kann abgeschüttet werden. Diesen Vorgang führe ich zweimal durch.
Der Grund dafür ist, zu vermeiden, daß zuviel Futterbrei ins Aquarium gelangt, denn dies fördert die Schadstoffproduktion (Nitrat, Phosphat) und führt zu vermehrtem Algenwachstum. Seit ich die Würmer gründlich durchspüle, habe ich keine Veränderung mehr im AQ zu verzeichnen.

 

Pflege des Ansatzes:

Ca. alle 6 Monate sollte der Ansatz ausgewaschen werden. Dazu lässt man die Schale mit Wasser volllaufen und rührt das Substrat gut durch. Dann das Wasser in eine Schüssel abgiessen und diese ca. 1 Minute stehen lassen. Das Wasser vorsichtig abgiessen, ohne dabei den Bodengrund zu sehr aufzuwirbeln. Die Würmer sammeln sich am Boden. Die Schüssel wird nun so oft mit Wasser auf- und wieder abgegossen, bis das Wasser einigermaßen klar ist.
 

Die Glasscheibe auf den Ansatz legen und fest andrücken. Dann das überschüssige Wasser abgiessen. Die gesäuberten Würmer wieder auf dem Substrat verteilen und anfüttern.

Diverse Tricks und Fragen:
Schimmelbildung:
Um bei höheren Aussentemperaturen das Verschimmeln des Substrates an weniger frequentierten Stellen zu vermeiden, habe ich dem Wasser einige Erlenzapfen zugegeben. Dies verhindert ein Verschimmeln des Ansatzes zusätzlich, wenn dieser noch nicht ordentlich läuft.

Glas oder Bastlerglas zum Abdecken?
Ich für mein Teil bevorzuge Glas zur Abdeckung und Entnahme der Würmer. Ich habe es eine Weile mit Bastlerglas versucht, stellte aber schnell fest, daß sich
1. die Würmer nicht so gut daran sammeln
2. das sich bildende Ammoniak die Oberfläche stark anrauht und sich die Scheibe dadurch nicht mehr gut reinigen lässt

Passende Glasscheiben kann man sich bei uns z.B. bei Hornbach in der Bilderrahmenabteilung zuschneiden lassen in der Glasstärke 2mm. Dies ist nicht teuer und hält, so man die Scheibe nicht zerdeppert, ewig.

Futter:
Ich bevorzuge zur Fütterung trockene, fein gemahlene Vollkorn-Schmelzflocken.
Alternativ kann man auch mit Babybrei füttern, dieser fängt aber schnell an zu stinken.
 

Anreicherung:

Man kann auch Grindal anreichern. Dazu kann man z.B. das Sprühwasser mit Vitaminzusätzen versetzen.
Ich rühre immer eine tropfengroße Menge Selco S.presso in einem Teelöffel warmen Wasser an und gebe die abgespülten Grindal für ca. 2 Stunden hinein. Vor dem Verfüttern das überschüssige Wasser abgiessen.

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