header

  • Startseite
  • Grundeln Brackwasser
  • Periophthalmus variabilis

Periophthalmus variabilis

 

Periophthalmus variabilis (Eggert, 1935)
Periophthalmus variabilis
 Familie: Gobiidae
 Wissenschaftlicher Name: Periophthalmus variabilis
 Deutscher Name: Zwergschlammspringer
 Synonyme :

Periophthalmus asiaticus

Periophthalmus sumatranus
Periophthalmus tidemani
Periophthalmus variabilis variabilis

 Herkunft:

Thailand 
Malaysia 
Singapur
Indonesien

Periophthalmus variabilis beim Sauerstoff schöpfenSchlammspringer bewegen sich die meiste Zeit des Tages auf dem Land. Man könnte nun annehmen, sie seien gar keine Fische und hätten vielleicht Lungen statt Kiemen. Aber dem ist nicht so. Sie haben ausschliesslich Kiemen, die aber einen großen Kiemensack haben, in dem sie Wasser sammeln. In regelmässigen Abständen stecken sie ihr Maul in eine Pfütze und "blubbern" dort. So reichern sie das im Kiemensack befindlich Wasser mit Sauerstoff an.
Ein witziger Anblick ist, wenn sie sich plötzlich wie kleine Schweinchen in der Suhle im Sand wälzen. Dies tun sie, um die Haut und vor Allem die empfindlichen Augen zu befeuchten.


Untereinander haben sie ein recht ambivalentes Verhältnis. Es kommt vor, das sie in schönster Eintracht auf den Steinen im Wasserteil sitzen und sehr friedlich sind. Aber sobald sie sich auf dem Landteil in ihren Revieren befinden, verstehen sie keinen Spaß mehr. Zeigt sich auch nur die Nasenspitze eines Artgenossen (und dabei ist das Geschlecht völlig egal), geht der so gestörte mit aller Heftigkeit auf den Störer los und jagt ihn weg. Erfreulicherweise gehen solche Begegnungen relativ glimpflich ab. Zu ernsten Kämpfen ist es zwischen meinen noch nicht gekommen.
Bei Flut setzen sie sich fast alle auf die höheren Steine und warten mißmutig darauf, daß der Wasserspiegel wieder sinkt. Die Flut hat mehrere Vorteile: 1. wird der Landteil gespült und 2. führt es bei den Schlammspringern dazu, daß sie ihre Ordnung immer wieder neu finden müssen. Dies bringt mehr Frieden in so eine Gruppe.
Im Verhalten ihren Haltern gegenüber sind sie die reinste Muppetshow. Sobald sie ihre anfängliche Scheu durch Umzug überwunden haben, müssen sie immer ganz genau wissen, was gerade im und ausserhalb des Beckens vorgeht. Sobald ich an das Becken trete, flitzen alle in Richtung Wasserteil und versammeln sich dort. Für diese Zeit sind auch alle Revierstreitigkeiten ausser Kraft gesetzt. Arbeite ich im Becken, reihen sie sich hübsch wie die Perlchen auf den Steinen vor dem Wasserteil auf und schauen aufmerksam zu. Ab und an muß ich mir dann einen besonders neugierigen vom Arm wischen, der unbedingt aus nächster Nähe nachgucken muß, ob ich nun wirklich ernsthaft so gar kein Futter mitgebracht habe ;o)

Auf einen besonderen Umstand möchte ich noch hinweisen: Wenn die Tiere transportiert werden, sollte man in die Transporttüten maximal 2 Fingerbreit Wasser füllen. Als ich meine kaufte, hat keiner von uns daran gedacht und, so wie bei anderen Fischen auch, die Tüte knapp zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Das hat bei den Schlammspringern Panik ausgelöst. Sie benehmen sich dann, als würden sie ertrinken müssen (was ja nicht der Fall ist, sie haben ja Kiemen). Sie lassen sich auf den Rücken fallen und treiben mit abgespreizten Brustflossen an der Oberfläche. Das bedeutet für sie unheimlichen Streß. Also: nicht zuviel Wasser in die Transporttüten!

Männchen:
Periophthalmus variabilis MännchenDie Männchen werden bis zu 10 cm groß. Die erste Rückenflosse ist dreieckig, der erste Flossenstrahl ist lang ausgezogen.
 Weibchen:
Periophthalmus variabilis WeibchenDie Weibchen werden ebenfalls 10 cm groß. Bei ihnen ist die erste Rückenflosse eher abgerundet.
Beckeneinrichtung:  
 Wasserart:  Brackwasser
 Härtebereich:  hart
 pH:  7,5 - 8
 Temperatur:  24 - 28° C
 Leitwert:  
Beckengröße:  ab 80 cm Kantenlänge

Periophthalmus variabilis BeckenDie Einrichtung erfordert bei den Schlammspringern eine gewisse Sorgfalt, um spätere Probleme zu vermeiden.
Schlammspringer benötigen einen größeren Landteil und einen etwas kleineren Wasserteil. Der Landteil sollte gut durchströmt sein, um dort Schadstoffansammlungen und Schimmelbildungs zu vermeiden. Ebenso muß man auf eine gute Luftzirkulation achten, da sonst ebenfalls die Gefahr der Schimmelbildungs entsteht. Dies stellt eine gewisse Herausforderung dar, das die Tiere auch gern klettern und ungemein springen können und so evtl. aus dem Becken entkommen, wenn die Abdeckung nicht gut geplant ist.

Ich möchte anhand meines Beckens ein Beispiel geben, wie die Einrichtung aussehen kann:
Mein Aquarium hat die Maße 100 x 40 x 40 cm. Davon sind 60 cm als Landteil und 40 cm als Wasserteil eingerichtet.

Periophthalmus variabilis LandteilDer Landteil beginnt auf der Bodenplatte mit einer Drainageschicht aus Terrakotta-Kugeln, ca. 1 Fingerbreit hoch. Darauf liegt eine Filtermatte, 3 cm dick, feinporig (PPI30), darauf folgt eine Sandschicht, 17 cm hoch.
Auf dem Landteil sind hohe Steine und kleinere Wurzeln verteilt, so daß sich dazwischen noch ausreichend Sandflächen befinden, auf denen sich die Schlammspringer bewegen können, die ihnen aber auch ausreichend Deckung vor den Blicken ihrer Artgenossen bieten. Zwei Mangroven sorgen mit ihren Wurzeln für Schadstoffabbau im Sand und sind inzwischen gut angewurzelt. Ausserdem laufen diverse Versuche, salztolerante Pflanzen emers auf dem Landteil anzusiedeln, dies erweist sich aber bisher als schwierig. Ein Yuccaableger zeigt zur Zeit gute Ansätze.
Es wird immer wieder darauf hingewiesen, daß die Lufttemperatur nicht zu niedrig sein sollte. Zu Beginn habe ich damit sehr gehadert, denn eine gute Belüftung schliesst eine hohe Umgebungstemperatur quasi aus. Inzwischen weiß ich, daß eine Lufttemperatur von 20 - 24 ° C sehr gut vertragen wird.

Der Wasserteil  wird durch eine 20 cm hohe Glasscheibe vom Landteil abgetrennt. Die Scheibe ist in 1,5 cm Kabelkanal eingelassen und endet 5 mm über der Bodenplatte, so daß das Wasser darunter in den Landteil strömen kann und bei Flut das Wasser in den Wasserteil zurückfliesst.
Der Boden im Wasserteil ist mit groben Kieseln bedeckt und auch hier befinden sich große Steine, so aufgeschichtet, daß sie Sitzflächen im Wasser ergeben. Eine Plastikpflanze mit runden, großen Blättern sorgt ebenfalls für Sitzgelegenheiten. Gefiltert wird über einen HMF mit einer Förderpumpe 650 Liter / h. Von dieser Förderpumpe aus wird ein Schlauch 4/6 mm zum Landteil geführt und kurz davor über ein Y-Stück geteilt. Die Verlängerung geht über den Landteil. Dort sind im Abstand von 10 cm Tropfer angebracht, die das gefilterte Wasser mit je 20l/h auf den Sand tropfen. Der Rest fließt vom anderen Schenkel des Y-Stücks gleich zurück in den Wasserteil.
Geheizt wird mit einem Aquael Easyheater 100 Watt. Dies soll keine Schleichwerbung sein. Ich hatte ursprünglich einen Glasheizstab im Becken. Daran hat sich aber einer der Schlammspringer, trotz Schutzkorb, den Schwanz verbrannt. Abgesehen davon sind Glasheizstäbe zu lang für den niedrigen Wasserstand. So bin ich auf den Easyheater gestossen, der aus Plastik besteht und nicht so heiß wird, aber sehr konstant die eingestellte Temperatur hält. Eingestellt ist er auf 26° C.
Die Versuche, eine echte Pflanze im Wasserteil anzusiedeln, sind bisher gescheitert, da die Schlammspringer ständig darauf sitzen und so die noch nicht eingewöhnte Pflanze gleich ganz platt machen.

Das Brackwasser
wird mit 15 - 25 g / Liter Salz hergestellt. Der Salzgehalt schwankt von Wasserwechsel zu Wasserwechsel, was das Wohlbefinden der Tiere erhöht.

(ACHTUNG! Bitte nur und ausschliesslich aquaristisches Meersalz verwenden. Spülmaschinensalz führt zum Tod durch Elektrolytemangel, Speisemeersalz kann für Fische tödliche Schwermetalle enthalten!)

Abgedeckt ist das Becken bei mir mit zwei Plexiglasplatten, die auf der Land-Wasserteilung eine Öffnung von ca. 10 cm aufweisen. An dieser Stelle wachsen die Mangroven aus dem Becken heraus, an denen die Schlammspringer aber kein Interesse haben. Ansonsten gibt es an dieser Stelle nichts, woran sie heraufklettern könnten, so daß kaum Gefahr besteht, daß dort einer aus dem Becken herauskommt. So wird eine vernünftige Luftzirkulation erzeugt.

Die Gezeitensimulation wird durch ein Aquarium mit 80 Liter Inhalt erzeugt, welches unter dem Tisch des Schlammspringerbeckens steht. Dieses Becken wird über einen luftbetriebenen HMF gefiltert. Hinter der Filtermatte ist eine Pumpe mit 1100 Liter / h Förderleistung untergebracht. Von dieser Pumpe wird ein 4/6mm Schlauch zum Schlammspringerbecken geführt. Am Ende des Schlauchs im Schlammspringerbecken befindet sich ein Reduzierhahn, der so weit zugedreht ist, daß das geförderte Wasser nur etwas schneller tropft, nicht fliesst.
Die Pumpe wird durch eine Zeitschaltuhr zweimal täglich (alle 12 Stunden) für 2 Stunden eingeschaltet und fördert das Wasser aus dem Gezeitenbecken in das Schlammspringerbecken. So wird dort der Wasserspiegel um ca. 7 cm angehoben. Wenn die Pumpe ausgeschaltet wird, fliesst das Wasser durch die Kapillarwirkung innerhalb von zwei Stunden wieder zurück in das Ausgleichsbecken.
Auf diese Weise wird der Landteil zweimal täglich überflutet und durch die darunter befindliche Filtermatte und die Drainageschicht gereinigt.

Der Wasserwechsel erfolgt ca. alle 2 Wochen mit 20 - 30 Litern.

Futter:
Schlammspringer sind "Allesfresser". Sie nehmen Frostfutter, sogar Trockenfutter, sollten aber hauptsächlich mit Lebendfutter ernährt werden. Der Grund ist, daß sie bei der Jagd auf Futter in Bewegung geraten, denn ansonsten sind zumindest meine ausgesprochen faul. Bewegung kommt immer nur in sie, wen die Flut kommt und sie sich auf die Steine "retten", oder wenn sich einmal ein frecher Artgenosse im eigenen Revier zeigt.
Ich füttere meine mit allen gängigen Lebendfuttersorten wie weiße, rote und schwarze Mückenlarven, Tubifex und Daphnien, aber auch mit Heimchen oder Regenwürmern.
Bei der Fütterung sollte man darauf achten, das Futter im Becken zu verteilen, damit jeder etwas abbekommt. Sie werden bei der Fütterung zu rasenden Elchen, die jeden Artgenossen sofort verjagen. Aus dem Grunde verteile ich entweder das Futter aus diversen Steinen oder schütte es einfach in den Wasserteil, so daß alle ins Wasser müssen und jagen. Da geht dann richtig die Post ab, aber es wird nicht gerempelt und gezickt.
Man sollte nicht zu viel und zu fett füttern, Schlammspringer neigen sehr zur Verfettung.
Eine Zeit lang, als ich einen sehr kleinen Schlammspringer dazu bekam, habe ich mit dem Löffel gefüttert, damit der Kleine, der sehr abgemagert war, genug Futter bekam. Auch das funktioniert sehr gut, denn wenn einer von ihnen das Maul gerade voll hat, dauert es einen Moment, bis er wieder zuschnappen kann. In der Zeit kann man dann gut Futter an die anderen verteilen.
Der Kleine hat sich so sehr daran gewöhnt, so sein Futter zu bekommen, daß er mir förmlich "auf den Arm" springt, wenn ich den Deckel aufmache.

Vergesellschaftung:
Es gibt einige Halter, die im Wasserteil Goldringelgrundeln halten und dies mit Erfolg. Ich habe davon Abstand genommen, weil mir der Wasserteil zu klein ist.
Es werden auch bei einigen Haltern Krabben mit im Schlammspringerbecken gehalten. Auch dies soll gut funktionieren, aber dazu kann ich selbst nicht mehr sagen.
Ansonsten ergeben sich schon aus der Salzkonzentration sehr eingeschränkte Vergesellschaftungsmöglichkeiten, was ich allerdings nicht als Makel empfinde. Bei mir sitzen 11 Schlammspringer in dem Becken und die beleben dieses zur Genüge.
Zucht:
Die Zucht ist inzwischen bei den P. variabilis im Aquarium durch Hans-Georg Rupp gelungen.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.